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Reformationsfest in der Tonhalle | 31.10.2017

Mittwoch, 1. November 2017


Düsseldorfer feiern großes Reformationsfest

Mit fast 400 Sängerinnern und Sängern veranstaltete der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf am Dienstag in einer ausverkauften Tonhalle seine Feier zum 500. Jubiläum der Reformation.

Reformationsfest 2017
500 Jahre Reformation - Großes Fest in Düsseldorf
Foto: Hans-Jürgen Bauer


Düsseldorf. Einzelne Lampen in der Kuppel schweben wie Sterne über dem Publikum, als sich das Licht verdunkelt, die Videoaufnahme auf der Leinwand verstummt und die 1400 Gäste gemeinsam mit 390 Sängerinnen und Sängern das »Lied für Düsseldorf« anstimmen. Stimmgewaltig erfüllen die Zeilen »Räumen weg, was Menschen trennt, und zum Feind macht und ganz fremd« die ganze Tonhalle. Es war einer von vielen besonderen und auch emotionalen Momenten an diesem Abend in der ausverkauften Tonhalle.

»Feiern, danken, wünschen, träumen« lautete nicht nur der anschließende Refrain, sondern auch das Motto des großen Reformationsfestes, mit dem der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf am gestrigen Abend 500 Jahre Reformation feierte. Mehrere Uraufführungen und eigens komponierte Stücke wurden den Gästen zur Feier des Tages präsentiert.

Der Düsseldorfer Kirchenmusiker und Komponist Oskar Gottlieb Blarr schrieb für den Abend ein Kyrie-Gesang, der vom Publikum lautstark mitgesungen wurde. Auch Pfarrer Dirk Holthaus und Kantor Wolfgang Abendroth hatten mit ihrem »Lied für Düsseldorf« eigens für das Reformationsfest einen musikalischen Höhepunkt kreiert. Mit dem Text wollen die beiden ein Zeichen für Nächstenliebe, Toleranz und Freiheit setzen – Werte, die auch Luther wichtig waren. Die Melodie habe man bewusst einfach gehalten, damit alle Gäste in der Tonhalle mitsingen können, so Abendroth, der die Klavierbegleitung schrieb.

Insgesamt 13 Kantoreien und Chöre aus ganz Düsseldorf sorgten zusammen mit dem »düsseldorf festival!«-Orchester dafür, dass der Plan aufging und alle Gäste fröhlich mitsangen. Das Spektrum an diesem Abend reichte von historischen Stücken wie einer Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach bis zu modernen Jazz- und Kabarett-Elementen in Form der zeitgenössischen und ebenfalls uraufgeführten Pslamkantate »Ich bin vergnügt«.

»Das Reformationsfest ist ein besonderer Anlass, dankbar zu sein. Auch gegenüber der guten Gemeinschaft, die hier zwischen den Kirchen und der Stadtgesellschaft besteht«, sagte Henrike Tetz, Superintendantin der evangelischen Kirche. Trotzdem wisse man aber auch um die Not auf der Welt und die vielen Dinge, die man verändern müsse. Der Reinerlös der Karten ging daher an das Projekt Sprungbrett von der Düsseldorfer Diakonie, das Jugendliche beim Erwachsenwerden unterstützt und berät.

Das Schaffen Luthers hält Tetz heute aktueller denn je: »Die freie Gestaltung des Lebens und die Befreiung vom Druck der Selbstoptimierung sind reformatorische Entdeckungen, die auch heute noch Bestand haben.«

Dass auch unter den verschiedenen Religionen in Düsseldorf eine große Freundschaft besteht, zeigte dieein Blick in die Reihen, in denen neben unzähligen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Vereinen auch die Vertreter der anderen großen Religionen saßen. »Es ist ein Zeichen der Solidarität, diesen Tag mit den evangelischen Schwestern und Brüdern zu feiern«, freute sich Stadtdechant Ulrich Hennes über das herzliche Miteinander der beiden Religionen in Düsseldorf.

»Ein ganz besonderes Erlebnis des Zuhörens und Mitsingens« hatte Moderator Matthias Bongard anfangs angekündigt – und nicht zu viel versprochen, als nach über zwei Stunden und vielen musikalischen Höhepunkten die letzten Töne des Orchesters ausklangen und das Publikum minutenlang applaudierte.

ROBIN HETZEL


Prolog aus der Oper »Mefistofele« | Arrigo Boito
Messa di Gloria | Giacomo Puccini | 10.06.2017

Sonntag, 11. Juni 2017


Der Himmel auf Italienisch

Puccinis Messa di Gloria und Boitos Prolog aus »Mefistofele« erklangen unter der Leitung von Wolfgang Abendroth in der Johanneskirche.

Kantor Wolfgang Abendroth
Kantor Wolfgang Abendroth in der Johanneskirche
Archivfoto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Italienische Romantiker lieben zuweilen sakrales Pathos. Geistliche Innigkeit findet man bei ihnen selten. Man trägt das religiöse Herz sozusagen auf der Zunge. Die Messa di Gloria des noch ganz jungen Giacomo Puccini gehört zu den Vertonungen des katholischen Messetextes, deren extrovertierte Art die Gospel-Messe vorwegzunehmen scheint. Nun erklang das melodiöse, größtenteils fröhlich gestimmte Werk für Soli, Chor und Orchester in der Johanneskirche. Die Leitung hatte der dort hauptamtliche Kantor Wolfgang Abendroth.

Düsseldorfer Kirchen erweisen sich oft als Dependancen von Tonhalle und Opernhaus. Besonders häufig wird die Johanneskirche zu Konzertsaal oder Opernbühne, und der Zuspruch des Publikums ist – wie auch jetzt wieder – beträchtlich. Die fußläufige Nähe zur Rheinoper machte den Weg für zwei Ensemblemitglieder nicht weit: Tenor Sergei Khomov und Bariton Dmitri Vargin übernahmen die Solopartien. Johanneskantorei und Chöre der Akademie für Chor und Musiktheater an der Johanneskirche (Einstudierung: Justine Wanat) wurden begleitet vom Folkwang Kammerorchester Essen.

Dirigent Wolfgang Abendroth erwies sich wieder einmal als umsichtiger Koordinator und inspirierter Interpret. Er fürchtete sich nicht vor dem Fortissimo und gebot den Blechbläser wenig Einhalt, ohne freilich lärmende Lautstärke zuzulassen. Der opernartige Charakter des Stücks kam vital zum Ausdruck, was auch Verdienst der Sänger ist. Eine Passage aus dem Gloria-Teil schmetterte Tenor Khomov wie eine Opernarie. Das Gloria gelang insgesamt so mitreißend, dass nach der Fuge »Cum Sancto Spiritu« kräftiger Zwischenapplaus einsetzte.

Der »Prolog im Himmel« wirkt erhaben und kirchlich

So weltlich und theatralisch die Puccini-Messe daher kommt, so erhaben und kirchlich wirkt doch der »Prologo in cielo« – »Prolog im Himmel« aus der Oper »Mefistofele« von Arrigo Boito, obwohl er dieses Stück explizit für die Opernbühne geschrieben hat. Boito, bekannt auch als Librettist der späten Verdi-Opern »Otello« und »Falstaff«, vertont hier die Wette um Fausts Seele, die der böse Geist Mephisto mit dem lieben Gott eingeht. Mephisto, verkörpert von Bariton Dmitri Vargin, der mit dunkler Sonnenbrille auf der Kirchenkanzel erscheint, und einen etwas karikaturhaften Teufel darstellt.

Musikalisch spektakulär sind die Himmelsfanfaren, die drei Blechbläser (Trompete, Posaune und Horn) von der Empore aus erschallen lassen. Die Cherubim (Engel) werden vom Kinderchor gesungen. Boito komponierte eindrucksvolle Steigerungen, vor allem am Szenenschluss, wo Trommelwirbel eingesetzt werden. Chor und Orchester zelebrierten diesen Abschluss mit viel Sinn für die starke dramaturgische Wirkung. Kein Wunder, dass der Applaus abermals heftig aufbrandete.

LARS WALLERANG